BÜRGERINITIATIVE "Altrhein gegen den Überschwemmungspolder" e.V.
BÜRGERINITIATIVE "Altrhein gegen den Überschwemmungspolder" e.V.

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Thomas Henn

 

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Erste Stellungnahme zum Raumordungsverfahren:

 

 

Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren Eich-Guntersblum – Reserveraum für Extremhochwasser

 

 

Sehr geehrter Herr Bose,
Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Die Bürgerinitiative gegen Überschwemmungspolder, die seit 1985 besteht und ih-ren Sitz in Gimbsheim hat, hat in ihrer gestrigen Mitgliederversammlung beschlos-sen, im Rahmen des Raumordnungsverfahrens und Planfeststellungsverfahrens Reserveraum Eich-Gimbsheim-Guntersblum sich wieder zu engagieren. Noch ist zwar kein neuer Vorstand gewählt, ich wurde jedoch beauftragt vorab eine Stellungnahme abzugeben, welche ich Ihnen hiermit übersende und die im Übrigen auch meiner persönlichen Auffassung entspricht und der die Mitglieder zugestimmt haben. Unsere Stellungnahme lautet wie folgt:

 

Wir lehnen den Bau eines Deiches und einen solchen Reserveraum ab.

 

Unseres Wissens sind die Vorgaben der EU für Hochwasserschutzmaßnahmen mit den dazugehörigen Überflutungspoldern zur Sicherung gegen ein Hochwasser mit einer kalkulierten Wahrscheinlichkeit von einmal in 200 Jahren (= HQ 200) in Rheinland-Pfalz weitestgehend abgeschlossen. Dennoch soll nun ein als zusätzliche weitere freiwillige Maßnahme ein weiterer Reserveraum im Bundesland zum Schutze gegen ein darüber hinaus evtl. mögliches Hochwasserereignis ausgewiesen werden. Dieses Ereignis würde eintreten bei einem Pegelstand von über 7,80m in Worms. Die Hochwasserstände in den 80iger Jahren lagen zum Vergleich bei 7 – 7,30m.

 

Dabei ist ein neuer zusätzlicher Deich geplan,t der von Guntersblum beginnend an Gimbsheim und Eich vorbei verläuft und dabei an die Ortschaften Gimbsheim und Eich bedenklich nahe heranrückt. Dabei handelt es sich nicht um eine Fläche von ca. 53 ha, wie in einem Zeitungsbericht vorgestellt, sondern um einen Polder in der Größe von ca. 900 ha!!! Das entspricht mehr als der bewohnten Fläche aller Altrheingemeinden zusammen oder etwa 18-mal so groß wie der Eicher See!!!

 

Dabei wird politisch in den Vordergrund gestellt, dass dieses etliche Millionen Steu-ergelder verschlingende Bauwerk zum Schutze der Altrheingemeinden für dieses im Abstand von durchschnittlich alle 200 Jahre eintretenden Extremhochwassers gebaut wird.

 

Nun stellt sich dem nachdenkenden Bürger zunächst die Frage, warum sind dem Land Rheinland-Pfalz ausgerechnet die paar Altrheingemeinden so viel wert, sie vor einer solchen Situation zu schützen? Bei einer solch zu erwarteten Hochwasserwelle könnte der derzeitige Deich auch an jeder anderen X-beliebigen Stelle entlang des Rheins brechen. Auch auf hessischer Seite, wo keine Polder oder Reserveräume für Hochwasserschutz gebaut werden!

 

Auf Anfrage anderer Stellen oder Bürgern nach einer verbindlichen Zusage, dass ein solcher

Reserveraum tatsächlich erst ab einem Wormser Pegel von 7,80 m geflutet wird, gibt es eine solche Zusage derzeit nicht und es ist für uns kaum vorstellbar, dass wird es diese überhaupt geben wird.

 

So könnte sich nun folgendes Szenario in unserer Region abspielen. Rheinabwärts liegende Städte könnten durch eine Hochwasserwelle betroffen werden, die trotz Flutung der vorhandenen Polder nicht ausreichend abgemildert wird. Da liegt nun der politische Druck nahe auch diesen nunmehr geplanten - mit Steuergeldern finanzierten - Reserveraum - zu fluten. Es wäre ja auch dann die mit Abstand größte Hochwasserschutzmaßnahme, die in Rheinland-Pfalz geschaffen werden soll. Dabei wird das Rheinwasser bis an den neuen Deich entlang der Altrheingemeinden Gimbsheim und Eich bedrohlich nah an die Ortslage heranrücken. Bedingt durch die im Altrheinbogen überall vorhandenen sehr wasserdurchlässigen kiesigen Untergründe, sowie die vielen offenen Kiesbaggerseen dauert es dann nur noch wenige Tage bis die durch den Untergrund strömende Druckwasserwelle sämtliche Kellerräume der in Deichnähe liegenden Ortschaften erreicht. In tiefer gelegenen Neubaugebieten stünde das Druckwasser sogar oberflächlich. Alteingesessene Bürger konnten bei ver-gangenen Hochwassersituationen schon erleben wie sich das Druckwasser weit hinter der geschützten Deichlinie noch ausbreitet und an die Oberfläche kommt.
Die Situation wird noch mehr verschärft, da schon seit einigen Jahren das sich vom Hügelland ansammelnde Niederschlagswasser nicht mehr über den Seebach in Rheindürkheim in den Rhein geleitet wird sondern in voller Menge über den Seegraben durch Eich hindurchin den Rhein, hauptsächlich jedoch in den in den Eich-Gimbsheimer Altrhein fließt, wo kein Ablauf zum Rhein vorhanden ist, was in Gimbsheim zu einem erheblichen Anstieg des Grundwassers geführt hat und schon Bürger Grundwasser in tiefliegenden Kellern hatten. Somit sind unsere natürlichen Retentionsräume bereits dauerhaft überfüllt und können keine spontanen ergiebigen Niederschlagsereignisse mehr abpuffern. Zudem sind dadurch jetzt schon Ackerflächen vernässt sowie einige weitere Hausbesitzer in der Nähe des Seegrabens in Eich mit nassen Kellern betroffen.

 

Die vorhandenen Schöpfwerke in Eich und Gimbsheim sind bei einer Überflutung des Reserveraums nicht mehr funktionsfähig. Somit überflutet das stetig ankommende Binnenwasser ebenfalls den geschützten Bereich des Polderdeichs und es kommt zu einer Vernässung von allen Seiten.

 

Ein solches Szenario könnte sich in wesentlich kürzeren Abständen ereignen als alle 200 Jahre.

 

Wir sind der Meinung Hochwasserschutz ist wichtig. Aber man sollte die Last der Maßnahmen gerecht verteilen. Ein Umdenken ist hier mehr als fordernd. Es beginnt mit nachhaltigen Maßnahmen zum Klimaschutz, keine direkte Einleitung von Niederschlagswasser in die Kanalisation, keine weiter Bebauung natürlicher vorhandener Retentionsräume sowie die Schaffung von Wasserrückhaltemaßnahmen über alle Bundesländer verteilt. Wir haben in den Altrheingemeinden mit unseren vorhandenen Überflutungsräumen bereits unseren Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet und sind durch den Kiesabbau und die Erdölförderung noch zusätzlich betroffen.

 

Zudem versorgen wir die Landeshauptstadt mit bester Trinkwasserqualität aus unserer Region und tragen einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz.

 

Eine solch geplante Deichbaumaßnahme würde eine dauerhafte Zerschneidung unserer schönen Natur- und Kulturlandschaft bedeuten mit ungeahnten Folgen für Kleinklima, Natur und Struktur. Die Gemarkung getrennt und geteilt durch den An-blick eines mehrere Meter hohen Erdwalls.

 

Hiergegen wollen wir, die betroffene Bevölkerung als Bürgerinitiative, die Chance nutzen uns zu wehren.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Thomas Henn

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